Bericht des Generalsekretärs, Inhalt
Report of the Secretary-General, contents


I


Konturen einer neuen Ära


1. Wir leben in einer Zeit der Neuorientierung. Auf internationaler wie auch nationaler Ebene sind fundamentale Kräfte am Werk, die die Muster der sozialen Organisation verändern, das Spannungsfeld von Möglichkeiten und Beschränkungen umgestalten, neue Bestrebungen entstehen lassen und neue Ängste hervorrufen. Wie in allen Übergangszeiten läßt sich auch heute ein angespanntes Nebeneinander ganz unterschiedlicher Manifestationen des menschlichen Dilemmas feststellen: die Globalisierung hat die ganze Welt erfaßt, während zugleich Fragmentierung und die kämpferische Betonung der eigenen Identität zunehmen; Zonen des Friedens werden ausgedehnt, während es immer häufiger zu Ausbrüchen schrecklicher Gewalt kommt; auf der einen Seite wird bisher nie dagewesener Reichtum geschaffen, doch bleiben gleichzeitig große Gebiete weitverbreiteter Armut bestehen; der Wille des Volkes und seine unverbrüchlichen Rechte werden gefeiert und dann wieder verletzt; Wissenschaft und Technologie erleichtern das menschliche Dasein, während ihre Nebenprodukte gleichzeitig die lebenerhaltenden Systeme unseres Planeten bedrohen.

2. Politischer Wille vermag es durchaus, in dieser Übergangszeit sein Gewicht so in die Waagschale zu werfen, daß letztlich ein sichererer und berechenbarerer Frieden, größeres wirtschaftliches Wohlergehen, soziale Gerechtigkeit und Umweltverträglichkeit erreicht werden. Kein Land kann diese Menschheitsgüter jedoch auf sich allein gestellt verwirklichen, ebenso wie keine Nation sich den Risiken und den Kosten entziehen kann, die entstehen, wenn sie nicht erreicht werden. Die multilaterale Diplomatie wurde erfunden und wird auch heute noch gepflegt, weil die Politiker und die Menschen, die sie vertreten, diese einfache Tatsache erkannt haben. In der Tat geht es bei dem Projekt der internationalen Organisation im zwanzigsten Jahrhundert ja um die Frage, wie nationale Interessen und Präferenzen zeitlich und räumlich so erweitert werden können, daß die Allgemeingüter, von denen der politische Markt zwischenstaatlichen Verhaltens ansonsten zu wenig produzieren würde, in größerer Menge hervorgebracht werden. Die Vereinten Nationen, deren Mitglieder fast alle Staaten der Welt sind, die ferner über ein umfassendes Mandat und einen Tätigkeitsbereich verfügen, der von der Normsetzung bis hin zu operativen Aktivitäten reicht, und die mit ihren Institutionen weltweit, regional und in einzelnen Ländern präsent sind, können und sollten im Mittelpunkt dieser Bemühungen stehen.

3. Am 17. Dezember 1996 erwiesen mir die Mitgliedstaaten die große Ehre, mich zum siebenten Generalsekretär der Vereinten Nationen zu wählen. Seit meinem Amtsantritt hatte ich vor allem anderen das folgende Ziel: größere Geschlossenheit in der Zielverfolgung, ein kohärenteres Vorgehen und ein rascheres Agieren der gesamten Organisation zu erreichen, damit sie wirksamer dazu beitragen kann, den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen. Jede einzelne der Organisationseinheiten, die zusammen die Vereinten Nationen bilden, hat mit Anpassungen auf die epochalen Umwälzungen des letzten Jahrzehnts reagiert; die im vergangenen Jahr dabei erzielten Fortschritte sind in diesem Bericht zusammengefaßt. In weiterer Folge muß die Organisation jedoch lernen, von dem großen Potential institutioneller Stärke, über das sie verfügt, ungleich besseren Gebrauch zu machen, nämlich von den vielen Komplementaritäten und Synergien, die innerhalb der Organisation vorhanden sind. Bei der Konzipierung des umfassenden Reformpakets, das ich der Generalversammlung am 16. Juli 1997 vorgelegt habe und mit dem sich die Versammlung auf ihrer laufenden Tagung befassen wird, stand dieses Ziel im Vordergrund.

4. Der vorliegende - mein erster - Jahresbericht über die Tätigkeit der Vereinten Nationen gliedert sich wie folgt. Der Rest der Einleitung ist einer kurzen Darstellung einiger der maßgeblichsten Kräfte gewidmet, die die Welt, in der die Vereinten Nationen agieren, und somit auch ihre Tagesordnung verändern. Kapitel II gibt einen Überblick über die Tätigkeit der Organisation im vergangenen Jahr, wobei nach Themenbereichen geordnet aufgezeigt wird, wie die verschiedenen Programmbereiche bemüht waren, auf diese Kräfte zu reagieren und sie im Einklang mit den Grundsätzen der Charta der Vereinten Nationen und entsprechend den von den Mitgliedstaaten gesetzten Programmschwerpunkten zu steuern. Kapitel III enthält einige meiner allgemeinen Überlegungen zur Tätigkeit der Organisation und meine Ausführungen darüber, wie und warum meine Vorschläge zur institutionellen Reform einen notwendigen nächsten Schritt darstellen, der gewährleisten soll, daß die Organisation an der Schwelle eines neuen Jahrhunderts, ja sogar Jahrtausends, auch weiterhin ein leistungsfähiges und wirksames Instrument der internationalen Zusammenarbeit bleibt.

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5. Die verschiedenen Nachwirkungen des Endes des Kalten Krieges sind auch heute, fast ein Jahrzehnt später, noch in der Welt spürbar. Das Ende der Rivalitäten und der militärischen Konfrontation zwischen den Supermächten löste in und zwischen Staaten eine ganze Reihe von schrittweisen Veränderungen aus. Gleichzeitig hat die internationale Gemeinschaft weiter mit den Altlasten des Zusammenbruchs der Bipolarität zu kämpfen. Als tragische Beispiele seien hier die interethnischen Konflikte nach dem Auseinanderbrechen mehrerer Vielvölkerstaaten, ob in Zentralasien oder im ehemaligen Jugoslawien, genannt. Einige der früheren Schauplätze von Stellvertreterkriegen während des Kalten Krieges in Asien und Afrika werden noch immer von Instabilität erschüttert. Staaten, deren Zusammenhalt durch ihre vermeintliche strategische Nützlichkeit für die eine oder die andere Seite gesichert war, mußten in einigen Fällen in der Folge dafür schwer bezahlen, wie dies beispielsweise zu Beginn dieses Jahrzehnts am Horn von Afrika der Fall war und in jüngerer Zeit beim ehemaligen Zaire. Es bedarf der Unterstützung aller Staaten, insbesondere derjenigen, die im Kalten Krieg eine führende Rolle gespielt haben, damit die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Verzerrungen, die davon noch zurückgeblieben sind, beseitigt werden.

6. Eine zweite grundlegende Kraft, die die heutige Welt neugestaltet, ist die Globalisierung; sie ist möglicherweise die tiefgreifendste Ursache internationalen Wandels, seit die industrielle Revolution den Außenhandel zu einer normalen Erscheinung des internationalen Lebens machte. Seit den sechziger Jahren ist es mit der teilweisen Aufhebung der Kontrolle von Kapitalbewegungen und dem Entstehen multinationaler Industrieunternehmen zu einer zunehmenden Integration der Finanzmärkte gekommen, während die Produktion von Gütern und Dienstleistungen transnational erfolgt. Zum Teil läßt sich diese Entwicklung in Zahlen veranschaulichen: die internationalen Finanzströme überragen den Welthandel im Verhältnis 60:1, während der Welthandel wiederum um mehr als 5 Prozent pro Jahr schneller wächst als das Weltbruttosozialprodukt. Die Entwicklung läßt sich aber auch an der Organisation dieser Ströme ablesen: sie finden auf Märkten statt, die de facto zu Binnenmärkten geworden sind, und innerhalb von Unternehmen oder zwischen Partnern, die die Welt synoptisch als einen Binnenmarkt behandeln.

7. Die Globalisierung und die ihr zugrundeliegende Liberalisierung haben eine lange Periode wirtschaftlicher Expansion ermöglicht und die rascheste Neugestaltung der internationalen wirtschaftsgeographischen Landkarte bewirkt, die je stattgefunden hat. In den Industrieländern herrscht in einem bisher noch nie dagewesenen Ausmaß Wohlstand und ein hoher Lebensstandard. Daneben sind einige Länder, die noch vor einer Generation mit Armut zu kämpfen hatten, inzwischen selbst zu wirtschaftlichen Wachstumszentren geworden. Im Laufe der nächsten Generation wird die Mehrzahl der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in jenem Teil der Welt zu finden sein, der heute den Entwicklungsländern zugerechnet wird.

8. Die Globalisierung ist jedoch auch mit zahlreichen politischen Herausforderungen verbunden, wie beispielsweise den inhärenten Risiken von Märkten, in denen es an den wesentlichen aufsichtsrechtlichen Vorschriften fehlt, was in gewisser Hinsicht auf die internationalen Finanzmärkte zutrifft. Die Globalisierung beeinträchtigt außerdem die Wirksamkeit einiger wirtschaftspolitischer Instrumente, mit denen die Industrieländer in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg für Vollbeschäftigung und soziale Stabilität gesorgt hatten. Bislang gibt es noch keinen Konsens darüber, was an die Stelle des neokeynesianischen Kompromisses treten soll, der die politische Ökonomie des Spätkapitalismus beherrschte, doch wäre es töricht anzunehmen, daß die Öffentlichkeit in den Industrieländern bereit wäre, einfach zu einer Zeit ungezügelter Marktkräfte zurückzukehren.

9. Die Entwicklungsländer sehen sich noch weiteren politischen Herausforderungen gegenüber. Erstens kommen die Vorteile der Globalisierung erst einer relativ geringen Anzahl von ihnen zugute. Etwa 40 Prozent der den Entwicklungsländern zufließenden ausländischen Direktinvestitionen entfallen allein auf China; Ostasien insgesamt absorbiert nahezu zwei Drittel. Im Gegensatz dazu erhält Afrika nur magere 4 Prozent, während gleichzeitig die öffentliche Entwicklungshilfe zurückgegangen ist. Unter den Ländern, an denen die globalen Kapitalströme vorbeifließen, sind auch diejenigen, in denen sich die Armut am hartnäckigsten hält. Wie in dem vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen herausgegebenen Bericht über die menschliche Entwicklung 1997 dargelegt wird, ist der Mangel an globalen Finanzmitteln kein Hindernis für die Beseitigung der extremen Armut. Wachstumsfördernde Politiken auf nationaler Ebene in Verbindung mit gezielter Auslandshilfe können derzeit noch marginalisierte Länder in die Lage versetzen, aktive Mitwirkende an der Weltwirtschaft zu werden. Meines Erachtens besteht eine der Kernaufgaben der Vereinten Nationen darin, zur Erleichterung ihres erfolgreichen Übergangs beizutragen.

10. Darüber hinaus sehen sich die Entwicklungsländer in der schwierigen Lage, daß sie ihren Staatsapparat in mehreren Richtungen gleichzeitig umstrukturieren müssen. Die sich zunehmend durchsetzende Erkenntnis, daß es nicht der Staat selbst ist, der Reichtum schafft, hat zu weitreichender Privatisierung und Deregulierung geführt. Selbst in den marktorientierten Entwicklungsländern kommt dem Staat eine wichtige Rolle zu, wenn es darum geht, Rahmenbedingungen zu schaffen, die einer bestandfähigen Entwicklung förderlich sind. Der Weltentwicklungsbericht 1997 der Weltbank zeigt systematisch, wie entscheidend ein wirksamer Staat in dieser Hinsicht ist, was seit einiger Zeit durch die sogenannten Schwellenländer veranschaulicht wird. Die Suche nach dem entsprechenden Gleichgewicht, insbesondere in Fällen, in denen die Bürgergesellschaft schwach und die transnationalen Kräfte übermächtig sind, stellt jedoch eine äußerst komplexe Aufgabe dar. Verschiedene Programme der Vereinten Nationen für "gute Staatsführung" sollen den einzelnen Regierungen dabei behilflich sein, jenes Gleichgewicht zu finden, das ihren Bedürfnissen am ehesten entspricht.

11. Drittens ist eine Grundlage der Globalisierung, die diese auch in Gang hält, eine für sich selbst bemerkenswerte Revolution auf dem Gebiet der Informationstechnologie, insbesondere bei der Integration von zunehmend leistungsfähigen Rechnern mit Telekommunikationssystemen, die ein hohes Volumen an qualitativ hochwertiger Sprachkommunikation und Datenübertragungen in Echtzeit ermöglichen. Das Wort "global" bezieht sich eigentlich weniger auf einen Ort als auf einen durch elektronische Ströme definierten Raum und auf eine Geisteshaltung. So gesehen sind die Weltwährungsmärkte am globalsten, und in ähnlicher Weise ist auch die sogenannte "globale Fabrik" auf eine solche elektronische Infrastruktur angewiesen.

12. Am stärksten hat sich die Informationsrevolution in den Industrieländern entfaltet, doch eröffnet sie auch den Entwicklungsländern enorme Möglichkeiten. In der verarbeitenden Industrie und in zahlreichen Dienstleistungsbetrieben vermindert sie Schwierigkeiten, die sich aufgrund der räumlichen Entfernung ergeben, und bietet neue Instrumente in Form von administrativen Kapazitäten, Fernunterricht, Telemedizin, für die wirksamere Verwaltung von Mikrokreditsystemen, die Agrarproduktion sowie für eine Vielzahl weiterer Anwendungen. Es sollten umfassende Anstrengungen unternommen werden, um die Entwicklungsländer beim verstärkten Erwerb und Gebrauch von Informationstechnologien zu unterstützen.

13. Die vermehrte weltweite Interdependenz im Umweltbereich ist eine vierte Kraft, die Veränderungen hervorruft. Auf der 1992 in Rio de Janeiro abgehaltenen VN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung hat sich die internationale Gemeinschaft den Gedanken einer bestandfähigen Entwicklung zu eigen gemacht, als den Schlüssel, der es gestattet, den von allen gewollten wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt und die Erhaltung der Ökosysteme unseres Planeten, von denen alle abhängen, miteinander in Einklang zu bringen. Viele dieser Systeme sind jedoch einer zunehmenden Belastung ausgesetzt, mit schädlichen Folgen, angefangen von den örtlich begrenzten Zerstörungen, die durch die Abholzung verursachte Sturzfluten anrichten, bis hin zu der langsameren, sich jedoch weltweit auswirkenden Erwärmung der Atmosphäre infolge der zunehmenden Emissionen von Treibhausgasen. Wie sich jedoch auf dem im Juni 1997 am Amtssitz der Vereinten Nationen abgehaltenen "Rio + 5"-Gipfel gezeigt hat, waren die seit Rio erzielten Fortschritte enttäuschend, sei es, was die Erreichung der Zielwerte zur Eindämmung der Umweltzerstörung oder was die Gewährung technologischer und finanzieller Hilfe an die Entwicklungsländer betrifft. Wir hoffen, daß die Ende dieses Jahres in Kyoto stattfindende Tagung der VN-Konferenz der Vertragsparteien des Rahmenübereinkommens über Klimaänderungen vielversprechendere Ergebnisse zeitigen wird.

14. Eine fünfte grundlegende Veränderung in der Welt von heute ist die deutliche Ausweitung der Zivilgesellschaft über Staatsgrenzen hinaus, was wiederum erst durch ein Zusammenwirken politischer und technologischer Veränderungen möglich wurde. Diese Entwicklung ist für die Vereinten Nationen von großer Bedeutung. Das private Investitionskapital übersteigt die zur Verfügung stehende öffentliche Entwicklungshilfe um ein Sechsfaches und muß noch stärker für Entwicklungszwecke erschlossen werden. In den letzten Jahren haben die Vereinten Nationen festgestellt, daß ein Großteil ihrer Arbeit auf Landesebene, sei es im Bereich der humanitären Fragen, der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, der öffentlichen Gesundheit oder der Förderung der Menschenrechte aufs engste mit dem vielfältigen und engagierten Wirken nichtstaatlicher Organisationen und Gruppierungen verknüpft ist. Angesichts dieser zunehmenden Anzeichen für die Herausbildung einer immer robusteren globalen Zivilgesellschaft rüsten sich die Vereinten Nationen nunmehr dafür, mit dieser Zivilgesellschaft in Beziehung zu treten und sie zu einem echten Partner bei ihrer Arbeit werden zu lassen. Im Zuge meiner Reformvorschläge habe ich alle Stellen der Vereinten Nationen nachdrücklich aufgefordert, gegenüber den in ihrem jeweiligen Wirkungsbereich tätigen Organisationen der Zivilgesellschaft aufgeschlossen zu sein und eng mit ihnen zusammenzuarbeiten sowie vermehrte Konsultationen und eine engere Zusammenarbeit zwischen den Vereinten Nationen und diesen Organisationen zu erleichtern.

15. Sechstens, und eng damit verbunden, läßt sich ein zunehmender Trend zur Demokratisierung und zur Achtung der Menschenrechte beobachten. In allen Teilen der Welt schränken Länder freiwillig die willkürliche Macht staatlicher Stellen und damit auch den Mißbrauch dieser Macht ein und reduzieren somit die sozialen und wirtschaftlichen Kosten, die dadurch verursacht werden. Etwa 120 Länder halten inzwischen freie und faire Wahlen ab, ein historischer Höchststand. Der soziale, wirtschaftliche und politische Nutzen, der daraus erwächst, wenn Herrschaftssysteme auf den Prinzipien menschlicher Würde und des Willens des Volkes gründen, schlägt sich in Frieden und Wohlstand in dem betreffenden Staat wie auch in der Region nieder, wenngleich der Übergang zur Demokratie selbst oft nur schleppend vorangeht und gelegentlich mit Schwierigkeiten verbunden ist.

16. Dieselben technologischen Möglichkeiten, die die Globalisierung und die Ausweitung der Zivilgesellschaft über die Staatsgrenzen hinaus begünstigen, liefern auch die Infrastruktur für die Ausdehnung der globalen Netzwerke der "unzivilen Gesellschaft" - der organisierten Kriminalität, der Drogenhändler, Geldwäscher und Terroristen. Diese parasitischen Elemente bilden einen siebenten Faktor, der die heutige internationale Agenda beeinflußt. Sie korrumpieren die lokale und in einigen Fällen die staatliche Politik, untergraben das Justizwesen und stellen selbst in den mächtigsten Staaten ein Sicherheitsrisiko dar. Ich habe darauf rasch reagiert, indem ich sämtliche Anstrengungen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung dieser Elemente in einem profilierten Büro in Wien zusammengefaßt habe. Um sie in den Griff zu bekommen, muß jedoch mit doppelter Entschlossenheit vorgegangen werden, was neue Partnerschaften zwischen nationalen und internationalen Stellen voraussetzt.

17. Schließlich, was etwas paradox erscheinen mag, gehen diese Integrationstendenzen mit einem gleichzeitigen Trend zur Fragmentierung einher. In einigen Fällen ist das, was wie Fragmentierung aussieht, im Grunde nur ein Schritt auf dem Weg zur Dezentralisierung in der Entscheidungsfindung und der Verwaltung, getragen von dem Wunsch, größere Leistungsfähigkeit, Wirksamkeit und Rechenschaftspflicht herbeizuführen, und gibt somit nicht zu Besorgnis Anlaß. In anderen Fällen war die Fragmentierung, wie eingangs festgestellt, ein Nebenprodukt des Zusammenbruchs der Bipolarität und hat Auseinandersetzungen und Konflikte zwischen Volksgruppen zur Folge gehabt. Auch die Globalisierung im Wirtschaftsbereich hat zu Fragmentierung geführt, da die Marktkräfte bodenständige Kulturwerte untergraben können und dies oft auch tun. In der Tat führt die durch grundlegende Veränderungen hervorgerufene weitreichende Ungewißheit und Verunsicherung häufig zu vermehrten Bestrebungen, die kollektive Identität neu zu definieren und zu behaupten.

18. Im günstigsten Fall vermittelt eine Identitätspolitik ein starkes Gefühl gesellschaftlicher Zusammengehörigkeit und staatsbürgerlichen Stolzes, was der wirtschaftlichen Entwicklung und der friedlichen Regelung von Streitigkeiten im In- und Ausland zuträglich ist. Im ungünstigsten Fall führt eine Identitätspolitik jedoch zur Verunglimpfung "des anderen", gleichviel ob es sich bei dem anderen um eine andere ethnische oder Stammesgruppe, eine andere Religion oder eine andere Nationalität handelt.

19. Diese partikularistische und ausgrenzende Form der Identitätspolitik hat sich in den letzten Jahren in und zwischen den Ländern verschärft. Sie ist an einigen der ungeheuerlichsten Verletzungen des humanitären Völkerrechts und in etlichen Fällen elementarer Normen der Menschlichkeit schuld, wie Völkermordhandlungen, gezielte Angriffe der Kombattanten von Bürgerkriegsparteien auf die Zivilbevölkerung (oft Frauen und Kinder), Vergewaltigung als bewußtes Mittel organisierten Terrors sowie Überfälle auf Mitarbeiter humanitärer Hilfsorganisationen und -missionen. Die negativen Erscheinungsformen der Identitätspolitik stellen eine mächtige und potentiell explosive Kraft dar. Es muß sorgfältig darauf geachtet werden, sie zu erkennen, ihnen entgegenzutreten und sie zu zügeln, damit sie nicht die Aussichten auf Frieden und Fortschritt zunichte machen, die uns die neue Ära verheißt.

20. Übergangszeiten können verwirrende Zeiten sein. Der politische Entscheidungsfindungsprozeß kann sich leicht in den Fußangeln des Übergangs verfangen und in eine momentane Diskontinuität verstricken, in der ein falscher Schritt gravierende langfristige Folgen haben kann. Die internationale Gemeinschaft ist es sich und den kommenden Generationen schuldig, die verfügbaren multilateralen Mechanismen zu stärken, unter denen die Vereinten Nationen ein einzigartiges Instrument für konzertierte Maßnahmen darstellen, um so mit Erfolg die allseitigen Vorteile des Wandels zu nutzen, gleichzeitig aber auch seine nachteiligen Auswirkungen in den Griff zu bekommen. Wenn die Mitgliedstaaten die Reformvorschläge beschließen, die ich der Generalversammlung im Juli vorgelegt habe, werden die Vereinten Nationen besser dafür gerüstet sein, ihren Teil zur Bewältigung dieser Herausforderung beizutragen.





II


Steuerung des Wandlungsprozesses


21. Im gesamten Verlauf der neunziger Jahre haben alle Teile der Vereinten Nationen unablässig ihre Strategien und Programme dem neuen, noch im Fluß befindlichen internationalen Kontext angepaßt, mit dem Ziel, den Bedürfnissen der Mitgliedstaaten gerecht zu werden und diese vorwegzunehmen. Im Anschluß erfolgt eine thematische Übersicht über das, was im vergangenen Jahr in den Haupttätigkeitsbereichen erreicht wurde.

A. Gute Staatsführung, Menschenrechte und Demokratisierung

22. In immer breiterem Maße wird anerkannt, daß eine gute Staatsführung ein unverzichtbarer Baustein zur Verwirklichung der Ziele der bestandfähigen Entwicklung, des Wohlstandes und des Friedens ist. Kein Land gleicht in dieser Hinsicht dem anderen. Ganz allgemein und unter gebührender Berücksichtigung kultureller Unterschiede umschließt eine gute Staatsführung indessen Rechtsstaatlichkeit, wirksame staatliche Institutionen, Transparenz und Rechenschaftspflicht bei der Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten, Achtung vor den Menschenrechten und die sinnvolle Teilhabe aller Bürger an dem politischen Prozeß ihres Landes und an den Entscheidungen, die sich auf ihr Leben auswirken.

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23. Auf ihrer wiederaufgenommenen fünfzigsten Tagung im Jahr 1996 befaßte sich die Generalversammlung mit der Frage, wie die Institutionen des öffentlichen Sektors in Anbetracht der neuen globalen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen, die zum Teil oben bereits angesprochen wurden, neu definiert und soweit erforderlich umgestaltet werden können. Das Sekretariat sowie die Programme und Fonds der Vereinten Nationen sind inzwischen bereits dazu übergegangen, zahlreichen Entwicklungsländern sowie Ländern in Osteuropa und in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten umfassende Hilfe auf dem Gebiet der guten Staatsführung zu gewähren. Diese Hilfe nimmt die Form von Analysen, diagnostischer Forschung, Bedarfsbewertungen, grundsatzpolitischer Beratung, technischer Hilfe und Beratenden Diensten an. Die Unterstützung erfolgt mit dem Ziel, die Funktionsfähigkeit bestimmter Institutionen wie der Rechtsprechung, der Parlamente und der Wahlgremien zu stärken, sowie zugunsten bestimmter Sektoren, so auch im Hinblick auf die Finanzverwaltung des öffentlichen Sektors, auf Privatisierungsbemühungen, Informationstechnologie, die Reform des öffentlichen Dienstes und die Stärkung der Organisationen der Zivilgesellschaft.

24. So widmet, in der Überzeugung, daß dauerhafte Prosperität und Stabilität ohne eine gute Staatsführung nicht realisierbar sind, etwa das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) diesem Schwerpunktbereich immer umfangreichere Mittel, nämlich inzwischen bereits mehr als ein Drittel aller seiner veranschlagten Mittel. Im Juli 1997 veranstaltete das Entwicklungsprogramm die erste Internationale Konferenz über gute Staatsführung im Dienste eines bestandfähigen Wachstums und der Gerechtigkeit, zu der gewählte Amtsträger, Richter und Repräsentanten der Bevölkerung aus über 100 Ländern am Amtssitz der Vereinten Nationen zusammenkamen. Dem Umstand Rechnung tragend, daß einzelstaatliche Regierungen zunehmend auf örtliche Behörden zurückgreifen, stellt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) mehr und mehr darauf ab, örtliche Kapazitäten zu stärken und die Einbeziehung der Gemeinwesen zu fördern. Auch der Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für die Frau (UNIFEM) unterhält ein der guten Staatsführung gewidmetes Programm, in dessen Rahmen er Strategien zur Machtgleichstellung der Frau und zur konsequenten Berücksichtigung eines geschlechtsspezifischen Ansatzes fördert. So haben Kandidatinnen für öffentliche Ämter mit Hilfe der vom UNIFEM gewährten Unterstützung für die politische Teilhabe der Frau in Afrika gelernt, wie wirksame Wahlkampagnen und Medienstrategien zu gestalten sind. Ebenso hat auch die Abteilung Wahlhilfe der Hauptabteilung Politische Angelegenheiten Ausbildungsprogramme für Frauen als Wählerinnen wie auch als Wahlhelferinnen und Kandidatinnen unterstützt.

25. Die Zeit nach dem Ende von Konflikten bringt besondere Bedürfnisse mit sich. Wir sind der Auffassung, daß Maßnahmen zur Stärkung der Kapazität zur guten Staatsführung mit nationalen und internationalen Nothilfemaßnahmen auf das engste verbunden sein müssen und daß sie so früh wie möglich einsetzen sollten. Eine erfolgreiche Überwindung der konfliktbedingten Verwerfungen wird dadurch unterstützt, daß man rasch dazu übergeht, den umfassenden Herausforderungen der Entwicklung Genüge zu tun, und daß angemessene rechtliche Rahmenbedingungen, eine funktionierende Rechtsprechung, Systeme zur Rechtsdurchsetzung, ein stabiles soziales und politisches Umfeld und wirtschaftliche Chancen geschaffen werden.

26. Die Erweiterung und Verbesserung des Wissens- und Erfahrungsaustausches zwischen Entwicklungsländern ist von wachsender Bedeutung. Das Sekretariat der Vereinten Nationen wird diesen Prozeß mittels seiner Funktion als Clearingstelle für Informationen und Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der öffentlichen Verwaltung erleichtern. Da Ressourcen wie das Internet und das World Wide Web in zunehmendem Maße weltweit verfügbar sind, kann leichter auf eine Vielzahl von Quellen für Informationen und Fachwissen zugegriffen werden, während problemlos neue, produktive Verbindungen zu den Regionalkommissionen, zu Berufsorganisationen und nichtstaatlichen Organisationen hergestellt und Vernetzungen mit diesen geschaffen werden können.

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27. Artikel 1 der Charta der Vereinten Nationen erklärt die Förderung der Achtung vor den Menschenrechten zu einem der wichtigsten Ziele der Vereinten Nationen. In den letzten Jahren wurden die Menschenrechte immer mehr auch als fester Bestandteil einer guten Staatsführung gesehen.

28. Die zentralen VN-Aktivitäten auf dem Gebiet der Menschenrechte erhielten nach der Verabschiedung der Erklärung und des Aktionsprogramms von Wien durch die 1993 abgehaltene Weltkonferenz über Menschenrechte neuen Auftrieb. In der davorliegenden Zeit hatte sich die Tätigkeit überwiegend auf die Normsetzung und die formelle Annahme von Normen auf einzelstaatlicher Ebene konzentriert. Durch die Wiener Erklärung wurden die Menschenrechte in den Kontext der Entwicklung und der Demokratie gerückt und gleichzeitig ihre Universalität bekräftigt. Dadurch sowie auch durch die Schaffung des Amts des Hohen VN-Kommissars für Menschenrechte ist es möglich geworden, in praktischer wie auch in grundsätzlicher Hinsicht aus einer wahrhaft globalen Perspektive heraus an die Tätigkeiten auf dem Gebiet der Menschenrechte heranzugehen.

29. In diesem Jahr haben die Vereinten Nationen eine umfassende Neustrukturierung des Menschenrechtssekretariats in Genf vorgenommen. In meinen Reformplänen vom Juli dieses Jahres bin ich noch weiter gegangen und habe das Amt des Hohen Kommissars und das Zentrum für Menschenrechte zusammengelegt und so bei den Arbeitsschwerpunkten wie auch bei den Aktivitäten für Kohäsion und Kohärenz Sorge getragen. Ich freue mich außerordentlich, daß die Präsidentin Irlands, Mary Robinson, das Amt des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte übernimmt, und ich weiß, daß sie sich unermüdlich und mit großem Einfühlungsvermögen für die Sache der universalen Menschenrechte einsetzen wird.

30. Im vergangenen Jahr war eine drastische Steigerung der Aktivitäten im Zusammenhang mit der Schaffung einzelstaatlicher Institutionen zur Förderung und zum Schutz der Menschenrechte zu verzeichnen. Ziel dieser Institutionen ist es, dem einzelnen größeren Schutz zu gewähren, indem sie ihm im Falle von Menschenrechtsverletzungen den Zugang zu Rechtsschutzmöglichkeiten eröffnen, so auch in Situationen, in denen herkömmlichere Schutzeinrichtungen, wie etwa die Gerichte, nicht vorhanden sind, nicht wirksam funktionieren oder aus anderen Gründen nicht in Anspruch genommen werden können. Derzeit laufen etwa 15 Projekte zur Unterstützung der Mitgliedstaaten in diesem Bereich. Weitere Projekte zielen darauf ab, regionale Abmachungen zu unterstützen, wie etwa die Afrikanische Kommission für die Rechte der Menschen und der Völker. Diese Aktivitäten werden im allgemeinen in Zusammenarbeit mit anderen VN-Stellen, wie etwa dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, durchgeführt und gehen Hand in Hand mit deren Maßnahmen zur Förderung einer guten Staatsführung und einer bestandfähigen Entwicklung.

31. Auch bei Feldeinsätzen hat der Anteil der Menschenrechtsaktivitäten deutlich zugenommen, was unmittelbar auf entsprechende Beschlüsse des Sicherheitsrats zurückzuführen ist. Je nach den Erfordernissen der Situation verbinden diese Aktivitäten die Überwachung von Menschenrechtsverletzungen mit Aufklärung, Ausbildung und anderen Beratenden Diensten sowie vertrauenbildenden Maßnahmen. Derzeit existieren solche Einsätze in Abchasien/Georgien, Burundi, der Demokratischen Republik Kongo, Gaza, Guatemala, Haiti, dem ehemaligen Jugoslawien, Kambodscha, Kolumbien, Malawi, der Mongolei und Ruanda.

32. Das Menschenrechtsprogramm setzt sich nach wie vor mit Verletzungen der Menschenrechte auseinander. Die Maßnahmen der Vereinten Nationen richten sich auch weiterhin primär gegen Bedrohungen des Rechts auf Leben und der körperlichen Unversehrtheit, namentlich außergerichtliche Hinrichtungen und Verschwindenlassen, und gegen Bedrohungen des Rechts der freien Meinungsäußerung und der Bewegungsfreiheit sowie der Freiheit von willkürlicher Festnahme und gegen die Bedrohung der Unabhängigkeit der Richterschaft. Der Umstand, daß nach wie vor solche Verletzungen verübt werden, hat uns dazu veranlaßt, mit unserer Arbeit gezielter in jenen kritischen Bereichen anzusetzen, in denen sie sich ereignen. Dementsprechend wurden den Regierungen Beratende Dienste und technische Hilfe zur Stärkung der Gerichtsbarkeit, zur Ausbildung ihrer Polizeibeamten und zur Unterstützung von Gesetzesreformen bereitgestellt. Ausbildungsprogramme für die Justizverwaltung und Beratende Dienste für Gesetzesreformen in Verbindung mit Unterstützung für die Schaffung einzelstaatlicher Institutionen zur Förderung und zum Schutz der Menschenrechte machen heute über 80 Prozent der Beratungstätigkeit auf dem Gebiet der Menschenrechte aus.

33. Bis Juli 1997 waren 191 Staaten Vertragsparteien der Konvention über die Rechte des Kindes geworden. Damit ist sichergestellt, daß die überwiegende Mehrzahl der Kinder nunmehr Bürger von Ländern sind, die sich rechtsverbindlich dazu verpflichtet haben, ihre Menschenrechte zu fördern und zu schützen. Dennoch sind solche Praktiken wie Kinderhandel, Kinderprostitution und Kinderpornographie nach wie vor fortbestehende, ernste Problembereiche, mit denen eine Sonderberichterstatterin befaßt ist. Die Umsetzung des vor kurzem vom Hohen Kommissar erarbeiteten Aktionsplans für die Rechte des Kindes stellt einen wesentlichen nächsten Schritt dar.

34. Laut dem UNICEF-Bericht The Progress of Nations (Der Fortschritt der Nationen) von 1997 ist Gewalt gegen Frauen und Mädchen die am weitesten verbreitete Menschenrechtsverletzung der heutigen Zeit. Sie manifestiert sich völlig unabhängig von den Unterscheidungen zwischen den Ländern, wie sie herkömmlicherweise etwa auf der Grundlage von Faktoren wie dem Volkseinkommen getroffen werden. Der Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für die Frau (UNIFEM) hat ein weltweites Programm für die Menschenrechte der Frau erarbeitet, dessen Ziel es ist, die konsequente Berücksichtigung der Frauenrechte zu gewährleisten, Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen und zu beseitigen und die Kenntnis der Frauen von ihren Menschenrechten sowie die Geltendmachung dieser Rechte zu stärken. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Sicherung der Ratifikation des Übereinkommens über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau, das die Charta der Grundrechte der Frau darstellt, durch alle Staaten.

35. In einem verwandten Bereich vertritt und unterstützt der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) im Rahmen seiner Länderprogramme international vereinbarte Ziele betreffend reproduktive Rechte, sexuelle Beziehungen und Schwangerschaft. Der Fonds hat im vergangenen Jahr eine Vielfalt von Medien- und sonstigen Aufklärungskampagnen finanziell gefördert. Er hat außerdem einen Rahmen für die Aufstellung von Programmen zur Abschaffung der weiblichen Beschneidung erarbeitet, der in einem gemeinwesengestützten Programm zur Förderung dieses Ziels in Uganda bereits erfolgreich umgesetzt worden ist.

36. Im Jahre 1998 begehen wir den fünfzigsten Jahrestag der Unterzeichnung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, und die Generalversammlung wird eine Bilanz der bei der Umsetzung der Erklärung und des Aktionsprogramms von Wien erzielten Fortschritte ziehen. Die Einsetzung eines neuen Hohen Kommissars 1997 und die Erstellung des mittelfristigen Plans für 1998-2001 sind weitere Faktoren, die mit dazu beitragen, daß in unserer Zeit die Unabdingbarkeit der Menschenrechte für die Förderung von Frieden, Sicherheit, wirtschaftlichem Wohlstand und sozialer Gerechtigkeit universale Akzeptanz findet.

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37. Seit geraumer Zeit bereits ist ein immer schneller voranschreitender Trend zur Demokratisierung zu verzeichnen. In Lateinamerika und der Karibik werden die demokratischen Prozesse gestärkt. Auch in Afrika wurden deutliche Fortschritte erzielt. Wie ich in meiner Rede vor der Jahresversammlung der Staats- und Regierungschefs der Organisation der afrikanischen Einheit im Juni festgestellt habe, ist die Auffassung, daß Militärputsche gegen demokratisch gewählte Regierungen durch selbsternannte Juntas nicht hingenommen werden können, anerkannte Norm geworden. Wie die Beispiele Äthiopiens, Eritreas, Ghanas, Malis und Südafrikas zeigen, ist Afrika zur Zeit außerdem dabei, neue Verfassungsformeln und Regierungsformen in Vielvölkerstaaten zu erproben.

38. Die Bedeutung, die die Mitgliedstaaten der Demokratisierung beimessen, kommt in den zahlreichen bei den Vereinten Nationen eingehenden Anträgen auf Wahlhilfe zum Ausdruck - nicht weniger als 80 in den letzten fünf Jahren. Mit der von ihnen gewährten Wahlhilfe sind die Vereinten Nationen in erster Linie bestrebt, die internationalen Beobachter effektiver in die Lage zu versetzen, ein Urteil zu der Legitimität des Wahlvorgangs und des Wahlergebnisses abzugeben und im Dialog mit den Regierungen, den politischen Parteien und der Bürgergesellschaft Änderungen der Grundsatzpolitik vorzuschlagen, soweit sie die Wahlen betrifft. Diese Form der Unterstützung wurde der internationalen Wahlbeobachtung bei den vor kurzem abgehaltenen Wahlen in Algerien, Ghana, Jemen, Madagaskar und Mali zuteil. In Anerkennung der Notwendigkeit, die Bestandfähigkeit der örtlichen demokratischen Institutionen zu fördern, legen die Vereinten Nationen außerdem Gewicht darauf, im Wege von Verfassungs- und Wahlrechtsreformen die einheimische institutionelle Kapazität der Mitgliedstaaten aufzubauen und die eigene institutionelle Kapazität der Regierungen zur Veranstaltung von Wahlen zu stärken. Im vergangenen Jahr erhielten Bangladesch, Gambia, Guyana, Haiti, die Komoren, Liberia, Mali und Mexiko diese Art der Hilfe.

39. Langfristig gesehen setzt der Übergang zu einer nachhaltigen Konsolidierung der Demokratie die Förderung der Rechtsstaatlichkeit und die Achtung vor den Menschenrechten, die Schaffung freier Medien, Toleranz für oppositionelle Meinungen und eine unabhängige Bürgergesellschaft voraus. Die Erfahrungen El Salvadors und Nicaraguas haben gezeigt, daß die Vereinten Nationen selbst unter schwierigen Bedingungen dazu beitragen können, daß solche demokratischen Prozesse Wurzel fassen. In Haiti waren die Vereinten Nationen durch ihre Tätigkeit dabei behilflich, ein Umfeld aufrechtzuerhalten, das Sicherheit und grundlegende Freiheiten ermöglicht.

40. Im Hinblick auf die Stärkung der Zusammenarbeit in Fragen der Demokratisierung und der guten Staatsführung wird das Sekretariat im kommenden Jahr eine Reihe von Konsultationen über die in bezug auf verfassungsmäßige Regierungsformen, Staatsführung in Vielvölkerstaaten und bei ähnlichen Themen gemachten Erfahrungen veranstalten, aus denen Erkenntnisse für künftige Aktivitäten gewonnen werden sollen.

41. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß trotz Rückschlägen und Schwierigkeiten Fortschritte beim Übergang zu einer guten Staatsführung sowie im Hinblick auf die Menschenrechte und die Demokratisierung erzielt werden. Dies ist ein gutes Omen für die Verwirklichung wichtiger nationaler und internationaler politischer Zielsetzungen sowie für die in der Charta der Vereinten Nationen niedergelegten Ziele und Bestrebungen.



B. Internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit und bestandfähige Entwicklung

42. Kompetente, rechenschaftspflichtige und bürgernahe staatliche Institutionen sind ein Baustein für das Zustandekommen wesentlicher Fortschritte auf dem Weg zu Wohlstand und Stabilität. Ebenso wichtig ist jedoch ein zuträgliches und förderliches weltwirtschaftliches Umfeld, das zu fördern zu den zentralen Aufgaben der Vereinten Nationen gehört.

43. Zwei wichtige Ereignisse, die beide im Juni 1997 stattfanden, betrafen die Tätigkeit der Vereinten Nationen im Bereich der internationalen wirtschaftlichen und sozialen Zusammenarbeit. Das erste Ereignis war die Verabschiedung der Agenda für Entwicklung durch die Generalversammlung. Das zweite war die neunzehnte Sondertagung der Generalversammlung, die einberufen wurde, um eine Bilanz der Umsetzung der Agenda 21 zu ziehen, des weltweiten Aktionsplans für bestandfähige Entwicklung, der auf der 1992 in Rio de Janeiro abgehaltenen VN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung angenommen worden war. Beide wirken sich sowohl auf den sachlichen Inhalt als auch auf die Organisation der Tätigkeit der Vereinten Nationen in diesem Bereich aus.

44. Die Agenda für Entwicklung geht nicht nur auf konventionelle Entwicklungsfragen ein, sondern hebt auch die synergistischen, wenngleich komplexen Beziehungen zwischen Entwicklung, Frieden, Demokratie, guter Staatsführung und den Menschenrechten hervor. Sie bestätigt die Rolle, die den Vereinten Nationen im Bereich der Entwicklung zukommt, und zeigt Möglichkeiten zur Stärkung der Kapazität und der Wirksamkeit des VN-Systems in diesem Bereich auf.

45. Die Sondertagung der Generalversammlung war Anlaß für eine nüchterne Betrachtung der begrenzten Fortschritte, die bei der Durchführung der auf der Rio-Konferenz geschlossenen Vereinbarungen erzielt worden waren. Darüber hinaus zeichnete sich die Sondertagung dadurch aus, daß auf ihr erstmals eine der von den Vereinten Nationen in den letzten Jahren veranstalteten Weltkonferenzen einer solchen Überprüfung unterzogen wurde. Es ist vorgesehen, ähnliche Überprüfungen auch der anderen Konferenzen vorzunehmen. In ihrer Gesamtheit werden die aus diesen Überprüfungen gezogenen Lehren in die einzelstaatliche und internationale Politik einfließen und sie bis in das nächste Jahrhundert hinein prägen helfen.

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46. Wie bereits in der Einleitung festgestellt, hat sich in den letzten Jahren der wirtschaftliche Kontext der Entwicklung grundlegend verändert. Auf einzelstaatlicher Ebene waren Liberalisierung und wirtschaftliche Reformmaßnahmen die prägende Tendenz der neunziger Jahre, während sich auf internationaler Ebene die Globalisierung als ausschlaggebende Kraft erwies. Mit beiden Dimensionen haben sich das Sekretariat und die entsprechenden zwischenstaatlichen Organe nachhaltig befaßt. So wird etwa in dem World Economic and Social Survey 1997 (Weltwirtschafts- und -sozialüberblick 1997) die Auffassung vertreten, daß alle Entwicklungsländer und Übergangsländer das Pro-Kopf-Einkommen um mindestens 3 Prozent pro Jahr anheben müßten, wenn Fortschritte bei der Verringerung der Arbeitslosigkeit und der Linderung der Armut erzielt werden sollen. Um ein derartiges Wachstum zu erzielen, müßte dem Bericht zufolge vor allem für die weniger wohlhabenden Länder ein förderlicheres außenwirtschaftliches Umfeld geschaffen werden, als es zur Zeit besteht, ein Fragenkomplex, den der Wirtschafts- und Sozialrat auf seiner Arbeitstagung 1997 eingehend erörterte.

47. Ungünstige Tendenzen, was die öffentliche Entwicklungshilfe angeht, werfen einen dunklen Schatten auf die Entwicklungsaussichten von Ländern mit niedrigerem Einkommen. Ohne die nachhaltige Unterstützung der internationalen Gemeinschaft werden die meisten afrikanischen und eine Reihe anderer wirtschaftlich schwächerer Länder wahrscheinlich nicht in den Genuß der Vorteile aus den von ihnen in letzter Zeit durchgeführten Wirtschaftsreformen gelangen. Doch waren im letzten Jahr einige erfreuliche Initiativen zu verzeichnen, viele davon das Ergebnis der von den wichtigsten Industrieländern auf ihrem Gipfeltreffen in Lyon im Juni 1996 angeregten neuen weltweiten Partnerschaft. Dazu zählen die zweite Internationale Konferenz von Tokio über die Entwicklung Afrikas, das geplante Gesetz der Vereinigten Staaten betreffend Wachstum und Chancenförderung in Afrika, das schwedische Projekt "Partnerschaft Afrika" und das geplante Anschlußabkommen zum vierten Lomé-Abkommen zwischen der Europäischen Union und Staaten Afrikas, der Karibik und des pazifischen Raums. Eine wichtige Aufgabe für die Vereinten Nationen in den kommenden Jahren wird darin bestehen, neue Formen der Partnerschaft zwischen entwickelten Ländern und Entwicklungsländern zu schaffen - Partnerschaften, die den Bedürfnissen und Bestrebungen der Entwicklungsländer gerecht werden und außerdem mit globalen wirtschaftlichen Voraussetzungen und Positionen im Einklang stehen.

48. Im Bereich des internationalen Handels hat sich die Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) darauf eingestellt, dieser Herausforderung begegnen zu können. Im letzten Jahr hat sie ihre grundsatzpolitische Analysetätigkeit, ihre zwischenstaatlichen Beratungen und ihre operativen Aktivitäten neu ausgerichtet. Die UNCTAD befaßt sich mit dem Verhältnis zwischen Globalisierung und Entwicklung und sucht nach Möglichkeiten zur Förderung der wirksamen Integration aller Entwicklungsländer in das internationale Handelssystem. Sie unterstützt die Bemühungen der Entwicklungsländer, ihr Investitionsklima zu verbessern, ihre technologische Kapazität auszubauen und Chancen für den Aufbau von Unternehmen zu erkennen und zu nutzen. Gleichzeitig beschäftigt sie sich nach wie vor intensiv mit dem Kapazitätsaufbau in den am wenigsten entwickelten Ländern. Parallel zu diesen programmatischen Veränderungen wurden die zwischenstaatlichen und Sekretariatsstrukturen der UNCTAD wesentlich rationalisiert, die Anzahl der Tagungen wurde gekürzt, Personal wurde abgebaut, und es konnten beträchtliche Einsparungen erzielt werden.

49. Auch die Regionalkommissionen haben ihre Arbeitsprogramme neu überdacht. Die Wirtschaftskommission für Europa befaßt sich beispielsweise mit den Folgen des Beitritts mitteleuropäischer Länder zur Europäischen Union, dem Übergangsprozeß in Ländern Südosteuropas und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten sowie mit einigen grenzübergreifenden Fragen, namentlich dem Grenzverkehr, Energie- und Transportinfrastrukturen und der Umwelt. Die Wirtschaftskommission für Afrika konzentriert sich auf Fragen des regionalen Handels und der Investitionen, insbesondere auf Herausforderungen und Chancen für Afrika im Anschluß an die Uruguay-Runde. Die Wirtschafts- und Sozialkommission für Westasien hat einige ihrer Aktivitäten, insbesondere auf dem Gebiet der Landwirtschaft und der Industrie, eingestellt, dafür jedoch ihre Tätigkeit in anderen Bereichen, wie etwa der Erschließung von Wasservorkommen sowie dem Energie- und Verkehrswesen, ausgebaut. Die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik hat sich im vergangenen Jahr mit einer Reihe von analytischen und grundsatzpolitischen Fragen auseinandergesetzt, einschließlich der Kompatibilität zwischen Präferenzhandelsabkommen und einem offeneren internationalen Handelssystem. Die Kommission hat außerdem zahlreiche Reformmaßnahmen getroffen und unter anderem ein Pilotprogramm aufgestellt, das eine klarere und ausgeprägtere Rechenschaftspflicht ihres Sekretariats gegenüber der Kommission im Austausch gegen die umfassendere Delegation von Befugnissen und größere Flexibilität vorsieht. Auf ihrer April-Tagung verpflichtete sich die Wirtschafts- und Sozialkommission für Asien und den Pazifik zu einer Rationalisierung und sicherte zu, die Kommission zu einem vitalen Zentrum für die Forschung und andere Entwicklungsaktivitäten zugunsten der Region zu machen, insbesondere zugunsten derjenigen Länder, in denen nach wie vor weitverbreitete Armut herrscht.

50. Die Arbeit des Wirtschafts- und Sozialrats und seiner Nebenorgane richtete sich in der letzten Zeit weitgehend darauf, die Pläne und Programme in die Tat umzusetzen, die auf den im Laufe der Dekade abgehaltenen Weltkonferenzen vereinbart wurden. Neben der Sondertagung der Generalversammlung über "Rio + 5" befaßten sich auch die Tagungen 1997 der Kommission für Bevölkerung und Entwicklung, der Kommission für soziale Entwicklung und der Kommission für die Rechtsstellung der Frau mit Folgemaßnahmen zu den Konferenzen in Kairo, Kopenhagen und Beijing.

51. Ebenso war auch das Arbeitsprogramm des Sekretariats in jedem dieser Bereiche auf die Prioritäten ausgerichtet, die auf den Konferenzen und den anschließenden Tagungen der Kommissionen aufgestellt worden waren. Um nur ein Beispiel zu nennen, trat der Interinstitutionelle Ausschuß für Frauenfragen und die Gleichberechtigung der Geschlechter unter dem Vorsitz der Sonderberaterin des Generalsekretärs für Gleichstellungsfragen und die Förderung der Frau im Oktober 1996 zum ersten Mal zusammen. Der Ausschuß hat den Auftrag, sich für die durchgängige Einbeziehung des Faktors Geschlecht einzusetzen und die Maßnahmen des VN-Systems im Anschluß an die Beijing-Konferenz und andere Konferenzen und Gipfeltreffen der Vereinten Nationen zu koordinieren.

52. Verbesserungen bei der Sammlung und Verbreitung von Daten sind ein wichtiger Teilbereich der Maßnahmen des Systems der Vereinten Nationen im Folgeprozeß der Konferenzen. Im vergangenen Jahr hat die Statistische Abteilung in Zusammenarbeit mit der Abteilung Bevölkerungsfragen und der Europäischen Union überarbeitete Empfehlungen zu internationalen Wanderungsstatistiken und in Zusammenarbeit mit den Regionalkommissionen und der Europäischen Union Grundsätze und Empfehlungen für Bevölkerungs- und Wohnraumzählungen erstellt. Die Sammlung, Aktualisierung und verbesserte Verbreitung traditionellerer Daten ist nach wie vor ein wichtiger Aspekt der Tätigkeit der Organisation. So zeigte die überarbeitete Ausgabe 1996 der amtlichen Bevölkerungsschätzungen und -projektionen der Vereinten Nationen verglichen mit vorangegangenen Dekaden ein langsameres Anwachsen der Weltbevölkerung, niedrigere Fertilitätsraten, größere Unterschiede in der Entwicklung der Sterblichkeit und stärkere Wanderungsbewegungen in der ersten Hälfte der neunziger Jahre. Die überarbeitete Ausgabe dokumentierte außerdem die verheerenden Auswirkungen der Hiv/Aids-Pandemie, was die Mortalitätsraten betrifft, insbesondere für Afrika.

53. Die Vereinten Nationen machen sich auch weiterhin technologische Fortschritte zunutze, um die Informationsverbreitung zu verbessern. Beispielsweise ist das Monthly Bulletin of Statistics (Monatliches Statistik-Bulletin) nunmehr auf dem World Wide Web abrufbar. Das Informationsnetz für Bevölkerungsfragen dient als Sammelstelle für Bevölkerungsdaten und -informationen und hat ferner den Entwicklungsländern dabei geholfen, Internetseiten zu Bevölkerungsfragen zu schaffen. Auch die Abteilung Frauenförderung hat gemeinsam mit dem Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für die Frau und dem Internationalen Forschungs- und Ausbildungsinstitut zur Förderung der Frau eine Internetseite mit dem Titel "Womenwatch" geschaffen, die sich mit Frauenfragen von globaler Tragweite befaßt. Verbindungen und Partnerschaften mit einem Netz nichtstaatlicher Organisationen tragen dazu bei, die Maßnahmen der Zivilgesellschaft zur Förderung der Rechtsstellung der Frau und ihrer Menschenrechte zu beschleunigen.

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54. Die bestandfähige Entwicklung ist eine der grundlegenden Herausforderungen, denen sich die Menschheit bei ihrem Eintreten in das 21. Jahrhundert gegenübersieht: Wie können die Bedürfnisse einer wachsenden Weltbevölkerung gedeckt werden, ohne dabei die natürliche Ressourcengrundlage, auf die sie angewiesen ist, zu zerstören. Die 1992 abgehaltene VN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung erstellte einen detaillierten Plan für die Verwirklichung einer bestandfähigen langfristigen Entwicklung. Die Tätigkeit der Vereinten Nationen im Bereich der bestandfähigen Entwicklung konzentrierte sich im vergangenen Jahr größtenteils auf die Vorbereitungen für die Sondertagung der Generalversammlung.

55. Auf dieser Tagung machte die Generalversammlung deutlich, daß die Industrieländer ihre finanzielle und technologische Unterstützung für die Entwicklungsländer wesentlich erhöhen müssen, wenn diese ihre einheimischen Ressourcen im Interesse weltweiter Umweltziele mobilisieren sollen. Die Versammlung kam außerdem überein, im Rahmen der Kommission für bestandfähige Entwicklung einen politischen Prozeß zum Thema Wälder fortzusetzen, mit dem auch die Behandlung eines möglicherweise bindenden Rechtsinstruments einhergeht, durch das Bestandfähigkeit gewährleistet werden soll. Außerdem wurde beschlossen, zwischenstaatliche Erörterungen über die Probleme der Trinkwasserknappheit und des Energiesektors in die Wege zu leiten.

56. Zur Frage der Klimaänderungen wurde eine Einigung weder erwartet noch erzielt. Doch sensibilisierte die Sondertagung das öffentliche und politische Bewußtsein für die Notwendigkeit, mittels einer kooperativen Strategie an diese Frage heranzugehen und die kritischen Lücken in dem politischen Konsens zu schließen, der nötig ist, damit das wichtigste Dokument dieser Strategie, das VN-Rahmenübereinkommen über Klimaänderungen, gestärkt wird. Als nächster Schritt obliegt es den entwickelten Ländern, rechtsverbindliche Verpflichtungen zur Begrenzung beziehungsweise Reduzierung ihrer Gasemissionen einzugehen, die zur globalen Erwärmung beitragen. Dies ist das Hauptziel der nächsten Tagung der Vertragsparteien des Rahmenübereinkommens, die im Dezember 1997 in Kyoto (Japan) abgehalten werden soll. Letztendlich kann das Ziel des Rahmenübereinkommens, die weltweiten Konzentrationen von Treibhausgasen auf einem "sicheren" Wert zu stabilisieren, nicht von den entwickelten Ländern allein verwirklicht werden, sondern es bedarf dazu auch der Zusammenarbeit von seiten der Entwicklungsländer.

57. Die erste Ausgabe des Global Environment Outlook (Welt-Umweltausblick) wurde vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) Anfang 1997 veröffentlicht. Darin wird festgestellt, daß sich der Zustand der globalen Umwelt im Verlauf der letzten Dekade weiterhin verschlechtert hat und daß schwerwiegende Umweltprobleme auf Ursachen zurückgehen, die im sozioökonomischen Gefüge von Ländern aller Weltregionen fest verhaftet sind. Während bei der Eindämmung der Verschmutzung und der Ressourcenzerstörung gewisse Fortschritte aufgezeigt werden, wird auf Gebieten, die von der Emission von toxischen Stoffen und Treibhausgasen bis zu der Zerstörung der natürlichen Ressourcen und der Wüstenbildung reichen, eine Verschlechterung festgestellt.

58. Angesichts dieser Tendenzen hat der UNEP-Verwaltungsrat auf seiner neunzehnten Tagung Maßnahmen verabschiedet, um die Tätigkeit des Programms auf dem Gebiet der Umweltüberwachung, der Umweltbewertung und der Frühwarnung auszubauen. Es konnten außerdem Vereinbarungen über die Durchführung des Weltaktionsprogramms zum Schutz der Meeresumwelt gegen vom Lande ausgehende Tätigkeiten, über Maßnahmen zur Verringerung der Gefahren für die menschliche Gesundheit durch gefährliche Chemikalien und über Maßnahmen zur Verringerung beständiger organischer Schadstoffe erzielt werden. Fortschritte in diesen Fragen waren 1997 zu verzeichnen.

59. Der immer rascher verlaufende Prozeß der Verstädterung wirkt sich auf alle Dimensionen der bestandfähigen Entwicklung aus. Der Ernst dieser Frage bewegte die 1996 in Istanbul abgehaltene Konferenz der Vereinten Nationen über Wohn- und Siedlungswesen (Habitat II). Im vergangenen Jahr erhöhte das VN-Zentrum für Wohn- und Siedlungswesen seine Unterstützung für die Entwicklungsländer, was die Bereitstellung von Unterkünften und Dienstleistungen, die Stadtplanung und -verwaltung und Politikreformen sowie die Festlegung von Richtlinien und Indikatoren betrifft, mittels derer die Fortschritte gemessen werden können, die bei der Schaffung menschenwürdiger Unterkünfte für alle und bei der bestandfähigen Entwicklung des Wohn- und Siedlungswesens erzielt werden konnten. Auf Ersuchen der Generalversammlung überprüfte die Kommission für Wohn- und Siedlungswesen auf ihrer Tagung im Mai 1997 ihre Arbeitsmethoden und paßte sie mit dem Ziel an, Organisationen von Kommunalbehörden und andere in Betracht kommende Gruppen der Bürgergesellschaft, insbesondere den privaten Sektor, in ihre Tätigkeit einzubeziehen.

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60. Die Agenda für Entwicklung, die Sondertagung der Generalversammlung und die entsprechenden Aktivitäten auf zwischenstaatlicher Ebene haben alle den vielschichtigen und sektorübergreifenden Charakter der hier anstehenden Fragen hervorgehoben, der auch in dem Arbeitsprogramm der Organisation in diesen Bereichen Berücksichtigung finden mußte. Dies bedeutet eine große institutionelle Herausforderung, nämlich wie die Behandlung dieser Fragen auf Sekretariatsebene möglichst wirksam erfolgen kann. Es bedarf nicht nur einer effizienteren administrativen Unterstützung; noch wichtiger ist die bessere Integration der analytischen, normativen und operativen Funktionen der Vereinten Nationen und der Erhöhung der Relevanz ihrer Analysearbeit und ihrer normsetzenden Tätigkeit für die Politikformulierung und die Grundsatzmaßnahmen.

61. Diese Ziele standen mir vor Augen, als ich beschloß, die drei Sekretariats-Hauptabteilungen im wirtschaftlichen und sozialen Bereich zu einer Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten zusammenzuschließen. Diese neue konsolidierte Hauptabteilung wird viel besser in der Lage sein, ihre komplexen Aufgaben auf integrierte Weise wahrzunehmen. Die Zusammenlegung wird außerdem zu Kosteneinsparungen führen, die ich dem Sonderhaushalt für Entwicklungsprogramme zufließen lassen möchte, dessen Schaffung ich den Mitgliedstaaten als Teil meiner Reformpläne im Juli empfohlen habe.



C. Entwicklungsförderung


62. Die Welt von heute ist nach wie vor von krassen Disparitäten geprägt - Disparitäten beim Einkommen, beim Zugang zu Dienstleistungen und bei den Aussichten auf ein menschenwürdiges Leben. Die Entwicklung stellt uns auch weiterhin vor eine große Herausforderung, und die Armut ist nach wie vor ein besorgniserregendes Phänomen. Die Bewältigung dieser Herausforderung erfordert, ganz abgesehen von der Schaffung eines förderlichen innerstaatlichen und internationalen Umfelds, eine verstärkte Unterstützung der Entwicklungsländer.

63. Die Vereinten Nationen haben eine globale Agenda aufgestellt, die den mannigfaltigen Dimensionen der Entwicklung Rechnung trägt, und Pläne für die Verwirklichung vereinbarter Ziele erarbeitet. Die zu bewältigenden Aufgaben sind jedoch immens, während die verfügbaren Ressourcen stagnieren. Die Entwicklungsprogramme und -fonds der Vereinten Nationen haben daher Wege zur besseren Nutzung der verfügbaren Ressourcen gesucht, indem sie darangingen, die Zuweisung ihrer strategischen Ressourcen beginnend mit der Harmonisierung der Programmzyklen 1996 zu koordinieren und auf Landesebene enger zusammenzuarbeiten.

64. Zur Beschleunigung dieses Prozesses und aufbauend auf seinem Erfolg habe ich im Zuge eines der weitreichendsten der von mir im Juli vorgelegten Reformvorschläge die VN-Gruppe für Entwicklung geschaffen. Dieser unter dem Vorsitz des Administrators des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen stehenden Gruppe gehören außerdem das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) an, wobei auch andere Organe mitwirken können, wenn ihre Interessenlage oder ihre Aufgabenstellung es angezeigt erscheinen läßt. Die VN-Gruppe für Entwicklung ist so strukturiert, daß das eigenständige Profil der ihr angehörenden Organisationen gewahrt bleibt und verstärkt wird, gleichzeitig aber erreicht wird, daß sie sowohl auf Amtssitzebene als auch im Feld in einem einheitlicheren, stärker von Zusammenarbeit geprägten und kohärenteren Rahmen tätig werden können. Die Schaffung der Gruppe verspricht die Wirkung der VN-Entwicklungsaktivitäten um einiges zu verstärken.

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65. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) mit seinen 132 Feldbüros, die für mehr als 170 Länder zuständig sind, fördert Politiken und Kapazitäten zur Beseitigung der Armut und zugunsten einer bestandfähigen menschlichen Entwicklung. 1996 führte das Programm eine neue Formel für die Zuweisung von Mitteln ein, gemäß der beinahe 90 Prozent seiner Basisressourcen in Höhe von etwa 850 Millionen US-Dollar in Länder mit niedrigem Einkommen fließen. Zu seinen Basisressourcen kommen etwa 1,2 Millionen Dollar an zweckgebundenen Mitteln und über Kostenteilungsvereinbarungen hinzu. Der Tätigkeitsschwerpunkt des UNDP liegt nach wie vor in der Schaffung einzelstaatlicher Kapazitäten zur Beseitigung der Armut und zur Schaffung von Arbeitsplätzen und dauerhaften Lebensgrundlagen. Während des vergangenen Jahres wurden in mehr als 80 Ländern Projekte durchgeführt, darunter die Unterstützung eines Managements nach Wirtschaftsgrundsätzen (36 Länder in Afrika), die Ausarbeitung und Durchführung nationaler Programme zum Abbau der Armut (China, Indien, Mongolei und 23 afrikanische Länder), die Neustrukturierung der öffentlichen Ausgaben (Burkina Faso) und die Überwachung der Auswirkungen von Wirtschaftsreformen auf schwächere Gesellschaftsgruppen (Mongolei). Im Zeitraum 1997-1998 werden die Mittel für Aktivitäten zur Berücksichtigung einer geschlechtsbezogenen Perspektive auf ein Fünftel der Basisressourcen angehoben.

66. Auf dem Gebiet der Umwelt und der Entwicklung hat das Programm 1996 die Bemühungen der Entwicklungsländer zur Umsetzung des VN-Übereinkommens zur Bekämpfung der Wüstenbildung in den von Dürre oder Wüstenbildung schwer betroffenen Ländern, insbesondere in Afrika, sowie des Montrealer Protokolls über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen, unterstützt und aus der Globalen Umweltfazilität 47 Millionen Dollar für neue Aktivitäten im Zusammenhang mit den Bedürfnissen der Entwicklungsländer im Umweltbereich gesichert.

67. 1996 hat das Programm mit der Umsetzung einer Initiative für Strategien zur Armutsbekämpfung begonnen. Viele der Projekte helfen einzelstaatlichen Partnern dabei, mittels Haushaltserhebungen und ähnlicher Methoden die Größenordnung und Verteilung der Armut in ihrem Land abzuschätzen. Die UNDP-Landesbüros sind bei der Erstellung einzelstaatlicher Berichte über die menschliche Entwicklung behilflich, die den globalen Bericht über die menschliche Entwicklung ergänzen. Bis 1996 hatten über 50 Länder solche Berichte erstellt; bis Ende 1997 werden Berichte von etwa 100 Ländern vorliegen. Diese Berichte erleichtern die Planung einzelstaatlicher Kampagnen zur Armutsbeseitigung und dienen als Grundlage für die Überwachung der dabei erzielten Fortschritte.

68. Ein weiteres zentrales Mitglied der neu eingerichteten VN-Gruppe für Entwicklung ist das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF). Seine Gesamtaufwendungen lagen 1996 bei 921 Millionen Dollar, von denen ein volles Drittel nichtstaatlichen oder privaten Quellen entstammte. Etwa 70 Prozent der Programmaufwendungen kamen der Betreuung und dem Schutz von Kindern in Ländern mit niedrigem Einkommen zugute, in denen 70 Prozent der Kinder der Welt leben. Etwa zwei Drittel der gesamten Aufwendungen flossen nach Afrika und Asien. Der weitaus größte Teil der Programmaktivitäten lag im Gesundheitsbereich, gefolgt von den etwa gleich gewichteten Bereichen Bildung, Ernährung, Versorgung mit sauberem Wasser und Abwasserentsorgung.

69. Das Kinderhilfswerk wirkt aktiv an Gemeinschaftsvorhaben im weiteren VN-Rahmen mit und übernimmt dabei oftmals die Führungsrolle. Eines der vielen bemerkenswerten Beispiele dafür ist seine Tätigkeit bei der Vorbeugung und Behandlung der bei Kindern am häufigsten vorkommenden und zu den häufigsten Todesursachen gehörenden Krankheiten, nämlich akuter Infektionen der Atemwege, Durchfallerkrankungen, Malaria, Masern und Mangelernährung. Das UNICEF und die Weltgesundheitsorganisation haben einen integrierten Ansatz zur Vorbeugung, Bekämpfung und Behandlung dieser Krankheiten bei Kindern gefördert. Das UNICEF arbeitet darüber hinaus mit mehreren internationalen und nationalen Stellen zusammen, um die Müttersterblichkeit zu senken. Eine Reihe von Ländern, darunter namentlich Bangladesch, Indonesien, Mali, Rumänien und Vietnam, haben aufgrund dieser Anstrengungen Programme eingeführt, die eine bessere Ausbildung von Hebammen, einen leichteren Zugang zu Familienplanung und Gesundheitsdiensten für Frauen sowie eine bessere geburtshilfliche Notversorgung umfassen.

70. Das dritte zentrale Mitglied der VN-Gruppe für Entwicklung ist der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA). Die Beitragszusagen für diesen beliefen sich 1996 unverändert auf etwas mehr als 300 Millionen Dollar. 47 neue Landesprogramme wurden während des Jahres aufgestellt. Der Bevölkerungsfonds befaßt sich hauptsächlich mit den drei Programmbereichen reproduktive Gesundheit, einschließlich Familienplanung und sexueller Gesundheit, Bevölkerungs- und Entwicklungsstrategien sowie Interessenvertretung. Seine Aufgabe liegt insbesondere in der Unterstützung der Länder bei der institutionellen Verankerung des Konzepts der reproduktiven Gesundheit in ihren einzelstaatlichen Bevölkerungsprogrammen und in der Einbindung dieser Programme in die primären Gesundheitsversorgungsysteme der Länder. Darüber hinaus hat sich der Fonds verstärkt der reproduktiven Gesundheit der Heranwachsenden angenommen.

71. Das Welternährungsprogramm (WFP) hat ein zweifaches Mandat und ist sowohl auf dem Gebiet der humanitären Nothilfe als auch auf dem Gebiet der Entwicklungsförderung tätig. Etwa ein Drittel seiner Gesamtressourcen in Höhe von 1,4 Milliarden Dollar fließt in den Bereich Entwicklung. 1996 lagen die für Entwicklungszwecke geleisteten Beitragszusagen deutlich unter denen der Vorjahre. Nichtsdestoweniger erreichte die Entwicklungshilfe des Welternährungsprogramms über Projekte zur Erschließung der menschlichen Ressourcen sowie zur infrastrukturellen, landwirtschaftlichen und ländlichen Entwicklung mehr als 20 Millionen Menschen. Etwa 40 Prozent der Empfänger leben in Afrika südlich der Sahara, ein weiteres Drittel im asiatischen und pazifischen Raum.

72. Afrika erhält den Hauptteil der Hilfe, da das Welternährungsprogramm seine Ressourcen hauptsächlich auf die ärmsten Menschen in den bedürftigsten Ländern konzentriert; so erhielten insgesamt etwa 30 Länder in Afrika südlich der Sahara Hilfe. Zur selben Zeit waren in dieser Region Fortschritte zu verzeichnen. So produzierte Äthiopien, ein Land, das in jüngster Zeit sowohl Nothilfe als auch Entwicklungshilfe erhalten hatte, im vergangenen Jahr einen Getreideüberschuß, den es in die Nachbarstaaten Kenia und Somalia exportierte. Auch Ghana, Côte d'Ivoire und Mauritius konnten ihre Agrarproduktion in den letzten Jahren jährlich um etwa 4 Prozent steigern, verglichen mit dem durchschnittlichen Anstieg von 2 Prozent in Afrika südlich der Sahara.

73. Die Entwicklungsaktivitäten des Welternährungsprogramms in Asien und im pazifischen Raum konzentrieren sich weitgehend darauf, armen Menschen auf dem Lande die Verbesserung ihrer Ernährungssicherheit zu ermöglichen. Darunter fallen die Unterstützung bei der Schulung zur Selbsthilfe und Kreditprogramme für arme Frauen (Bangladesch); die Befähigung ländlicher Gemeinwesen, örtliche Infrastruktur- und einkommenschaffende Projekte auszuwählen und durchzuführen (China, Indien und Nepal); Rehabilitationsprogramme für Kriegsopfer (Kambodscha) sowie die Unterstützung schwächerer Gesellschaftsgruppen in Ernährungs- und Gesundheitsfragen (Indien und Vietnam).

74. In Lateinamerika und der Karibik unterstützte das Welternährungsprogramm Anstrengungen der Regierungen und lokalen Gemeinwesen, den ärmsten Haushalten einen besseren Zugang zu Produktionsmitteln zu verschaffen und ihnen durch gezielte Einflußnahme auf die primäre Gesundheitsversorgung sowie die Vor- und Grundschulerziehung Direkthilfe im Ernährungsbereich zu gewähren.

75. Eine Reihe weiterer Organisationen leisten wesentliche Beiträge zu den Entwicklungsbemühungen der Vereinten Nationen, darunter der Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für die Frau (UNIFEM). Im Entwicklungsbereich unterstützt er mit seiner Tätigkeit Programme zur Stärkung des wirtschaftlichen Potentials der Frauen als Unternehmerinnen und Produzentinnen. Zu den Kernbereichen seiner Arbeit gehört die Unterstützung bei der Schaffung und Ausweitung internationaler Netzwerke - darunter die Internationale Koalition Frauen und Kredit, die für die Berücksichtigung des Faktors Geschlecht bei der Vergabe von Kleinstkrediten eintritt. Auch Regionalinitiativen erhalten Unterstützung. Als Beispiel möge die Vereinigung selbständiger Unternehmerinnen dienen, der es mit Unterstützung des UNIFEM möglich war, ihre Kampagne für ein Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation über Heimarbeit zu intensivieren, die letzten Endes erfolgreich war. Der Entwicklungsfonds für die Frau unterstützt darüber hinaus die Bemühungen der Frauen, die Erzeugung und Vermarktung von Gütern und Dienstleistungen zu organisieren.

76. Die Entwicklungsaussichten einer Reihe von Ländern mit niedrigem Einkommen werden durch die verheerenden Auswirkungen von Hiv/Aids ernstlich beeinträchtigt. Der Auftrag des Gemeinsamen und gemeinsam getragenen Programms der Vereinten Nationen für Hiv/Aids (UNAIDS) besteht darin, die führende Rolle bei den Antwortmaßnahmen der Vereinten Nationen auf die Epidemie zu übernehmen und diese zu verstärken und zu unterstützen, mit dem Ziel, die Übertragung der Krankheit zu verhindern, den Betroffenen Betreuung und Unterstützung zu gewähren, die Anfälligkeit des einzelnen und der Gemeinschaft zu senken und die Auswirkungen abzumildern. Auf Landesebene war das UNAIDS-Programm bei der Einrichtung themenbezogener VN-Gruppen für Hiv/Aids behilflich, deren Aufgabe in der Koordinierung der Bemühungen der Vereinten Nationen zur Unterstützung einzelstaatlicher Maßnahmen gegen Hiv/Aids besteht. Der Austausch von Erfahrungen und Fachwissen zwischen den Ländern ist von ebenso entscheidender Bedeutung wie die verstärkte Zusammenarbeit zwischen ihnen bei der Lösung der Vielzahl an Fragen im Zusammenhang mit Hiv/Aids, die über den einzelstaatlichen Bereich hinausgehen. Daher hat das UNAIDS-Programm in Abidjan, Bangkok und Pretoria kleine zwischenstaatliche Teams aufgestellt, die eng mit den kofinanzierenden Stellen zusammenarbeiten, um Netzwerke technischer Ressourcen aufzubauen und zu festigen und die einzelstaatlichen Kapazitäten zur Verhütung von Hiv/Aids und zur Betreuung der Betroffenen auszubauen.

77. Insgesamt gesehen verfolgen die verschiedenen Entwicklungsorganisationen der Vereinten Nationen angesichts der enormen Herausforderungen, denen sie sich gegenübersehen, einen ehrgeizigen Zielkatalog, sind jedoch gezwungen, dafür nur relativ beschränkte Mittel einzusetzen. Mein Ziel bei der Einrichtung der VN-Gruppe für Entwicklung ist es, den Wirkungsgrad dieser Ressourcen durch die Herbeiführung einer engeren Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Stellen sowohl auf strategischer Ebene als auch im Feld zu erhöhen und die Gesamtheit der Anstrengungen durch Konzentration auf die Kernkompetenzen und durch die Nutzung gemeinsamer Räumlichkeiten und Dienste wirkungsvoller zu gestalten.